18. Januar 2021
Free Tibet, www.freetibet.org

Tibetischer Selbstverbrennungsprotest kommt erst nach fünf Jahren ans Licht

Der Selbstverbrennungsprotest von Shurmo im Kreis Driru wurde infolge der strengen in Tibet herrschenden Zensur erst vor kurzem bekannt.

Am 17. September 2015 gegen 13 Uhr setzte sich ein junger Tibeter namens Shurmo im Dorf Shagchukha im Kreis Driru, Präfektur Nagchu, in Brand. Nach einem Bericht der Tibetischen Zentralverwaltung wurde er unmittelbar von der Polizei ergriffen und ins Krankenhaus gebracht. Noch am selben Tag erlag er seinen Verletzungen.

Der Sechsundzwanzigjährige hatte gegen die repressive Politik Chinas in Tibet protestiert. Seit 2009 kam es in ganz Tibet zu mindestens 157 Selbstverbrennungsprotesten. Ihr Ziel war es, gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren und die Welt auf die repressive Politik der chinesischen Regierung gegenüber dem tibetischen Volk aufmerksam zu machen.

Tibeter, die sich selbst verbrannten

Die Selbstverbrennung von Shurmo fand vor dem Hintergrund verstärkter Proteste im Landkreis Driru statt, der in der Provinz Nagchu (früher in der tibetischen Provinz Kham) liegt. Im Juni 2014 erließen die lokalen chinesischen Behörden im Kreis Driru eine Reihe von Regelungen, die Einschränkungen der Reise-, Meinungs- und Religionsfreiheit vorsahen. Seither werden die Tibeter streng überwacht und zensiert, wenn sie ihre Kultur, Religion und Sprache zum Ausdruck bringen.

Aufgrund der strengen Kontrolle der Telefon- und Online-Kommunikationen in Tibet erreichen Nachrichten über tibetische Proteste und Verhaftungen oft erst mit jahrelanger Verzögerung die Außenwelt.  Der Selbstverbrennungsprotest von Shurmo macht deutlich, wie es der chinesischen Regierung trotz einer Reihe von Augenzeugen gelang, die Verbreitung von Informationen über den Vorfall zu verhindern. Drei von Shurmos Verwandten wurden zu Verhörszwecken festgenommen, aber es gibt keine Nachricht darüber, ob sie noch inhaftiert sind, ob sie verurteilt oder freigelassen wurden.

Im vergangenen Dezember berichteten wir über die Inhaftierung des tibetischen Musikers Lhundrup Drakpa im Kreis Driru. Lhundrup Drakpa wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in seinem Lied „Black Hat“ die repressive Politik Chinas in Driru angeprangert hatte.

Fact Sheet on Tibetan Self-Immolation Protests in Tibet since February 2009,
https://tibet.net/important-issues/factsheet-immolation-2011-2012/

Self-immolations by Tibetans - International Campaign for Tibet,
https://savetibet.org/tibetan-self-immolations/